Groß Laasch - Windparkpläne: „Es geht besser“

19. 02. 2019

Heiko Böhringer ruft Bürger auf, sich mit den Plänen für Eignungsgebiete zu befassen / Auslegung läuft bis 10. April

Reichlich Arbeit für die Mitglieder der Verbandsversammlung des Regionalen Planungsverbandes Westmecklenburg. Wollen sie den Entwurf für die Fortschreibung des Raumentwicklungsprogramms, mit der neue Windeignungsgebiete ausgewiesen werden sollen, den dazugehörigen Umweltbericht und die Fachbeiträge zu Rotmilan und Denkmalschutz komplett lesen, müssen sie sich durch rund 600 Seiten arbeiten. Jeder interessierte Bürger kann das auch. Die Unterlagen liegen seit Anfang des Monats bis zum 10. April öffentlich aus und sind auch im Internet einsehbar. Mit Heiko Böhringer, Mitglied der Verbandsversammlung und Vorstandsmitglied der Partei Freier Horizont, sprach Kathrin Neumann.

600 Seiten Verwaltungsdeutsch. Ist Otto Normalbürger damit nicht überfordert?

Das ist in der Tat sehr viel. Und manchmal frage ich mich, ob vielleicht gewollt ist, dass es so komplex wird, dass die Leute es nicht anpacken. Aber der Bürger muss sich ja nicht alle 600 Seiten anschauen. Ich rate jedem, erst einmal die beiliegenden Karten zu öffnen, in denen alle Windeignungsgebiete eingetragen und mit Nummern versehen sind. So können sie sehen, ob in ihrer Umgebung etwas geplant wird. Da wird sich manch einer wundern. Die Kremminer sind zum Beispiel froh über ein Windeignungsgebiet Richtung Brandenburg, das die Gemeinde plant. Doch auch auf der anderen Seite – Richtung Grabow – ist eines vorgesehen, das die Regionalplanung in der aktuellen Planung hat. Und dieses wäre gerade einmal 1000 Meter von dem neuen Wohngebiet weg, das die Kremminer planen. Und anschließend kann man im Umweltbericht und in den Fachbeiträgen die Nummer suchen und schauen, was zum jeweiligen Gebiet dort steht. Wenn der Bürger das anders sieht, sollte er seine Einwendungen vorbringen. Zum Beispiel zum Thema Immobilienwerte oder zu gesundheitlichen Risiken durch niederfrequenten Schall. Gerade beim Infraschall gibt es Zweifel. Die finnische Regierung fordert da inzwischen zum Beispiel Unbedenklichkeitserklärungen.

Worauf kommt es für Sie im Zuge dieser zweiten Stufe der Öffentlichkeitsbeteiligung an?

Die Bürger dafür zu sensibilisieren, sie wachzurütteln, dass jetzt gerade Sachen entschieden werden, die die Region in den nächsten 20 Jahren stark beeinflussen und verändern werden. Ich glaube, dass ist vielen noch nicht bewusst. Der Mecklenburger ist ja allgemein eher ruhig und gelassen. Aber nachher, wenn die ganzen Windenergieanlagen stehen, ist der Aufschrei dann groß. Der Freie Horizont hat sich vorgenommen, die Leute zu beraten und dazu auch Veranstaltungen in den Regionen anzubieten. Es geht nicht darum, Windräder gänzlich zu verhindern. Aber ich denke, man kann es besser machen als jetzt vorgeschlagen.

Wie zum Beispiel?

Indem man Windenergieanlagen an einer Stelle konzentriert. Der ehemalige Truppenübungsplatz Lübtheen wäre da vielleicht ein geeigneter Ort. So gefährde ich den Artenschutz an einer Stelle, sonst aber in der ganzen Region, wo Kompromisse eingegangen werden sollen, die nicht wirklich Kompromisse sind. Außerdem würden wir mit den Anlagen in den jetzt vorgeschlagenen Windeignungsgebieten schon das 2,3-Fache des energiepolitischen Ziels des Landes für 2025 erreichen. Hinzu kommen noch Anlagen, die durch sachliche Teilflächennutzungspläne von Gemeinden zulässig gemacht werden sollen. Weil die Netzplanung nicht darauf abgestimmt ist, stellt sich die Frage, was mit den restlichen zwei Dritteln Strom passieren soll. Wir sollten nur so viel produzieren, wie wir auch in das Stromnetz hineinbekommen. Und wenn wir mengenmäßig schon so gut sind, könnten wir die Mindestgröße eines Windeignungsgebietes auch wieder von 35 auf 70 Hektar anheben. Damit würden wir nur zwölf Prozent der Fläche verlieren, aber rund die Hälfte der Gebiete und damit die Hälfte des Konfliktpotenzials mit den Leuten. Und wir könnten auch auf die Gebiete verzichten, für die die Denkmalschutzgutachter fordern, das Windparklayout anzupassen und die Höhe der Anlagen zu reduzieren.

Zuletzt gab es ein Hin und Her zum Windeignungsgebiet „Ludwigslust Ost“. Was erwarten Sie da?

Ich bin optimistisch, dass es aus der Kulisse der Windeignungsgebiete herausgenommen wird, weil jetzt ja nicht die damals behauptete Gefahr besteht, dass dann die gesamte Regionalplanung krachen geht. Es können die sachlichen Argumente zählen, die im August dazu geführt hatten, dass die Verbandsversammlung das Gebiet herausnahm. Es wurde dann ja erst im November aufgrund des Widerspruchs des Vorstandes wieder aufgenommen.

 

Kathrin Neumann

SVZ am 19.02.2019

 

Bild zur Meldung: Rund 600 Seiten Papierkram: Wer sich durch den gesamten Entwurf für neue Windeignungsgebiete, nebst Umweltbericht und Fachbeiträgen, arbeiten möchte, braucht Zeit. Kathrin Neumann